Freitag, 5. August 2016

Die häufigsten Fußbeschwerden

Hallux Valgus, Knick-Senkfuß & Morton Neurom – Die häufigsten Beschwerden

Schätzungsweise drei Viertel aller Erwachsenen haben Fußbeschwerden. Was sind die häufigsten Probleme? Wodurch entstehen diese? Und weshalb sind überwiegend Frauen betroffen? Antworten auf diese und weitere Patientenfragen zum Thema von Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde sowie Fuß- und Sprunggelenksspezialist der Gelenk-Klinik Gundelfingen.

Wenn stechende Schmerzen jeden Schritt zur Qual machen und nur noch ein Humpeln zulassen, so steckt dahinter oft der Fersensporn. Durch wiederholte kleinste Verletzungen entzündet sich die Sehnenplatte, die an der Fußsohle verläuft. „Ursache dafür kann falsches Schuhwerk sein“, erläutert Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik Gundelfingen. „Aber auch häufige längere Autofahrten können beispielsweise zu diesen Kleinstverletzungen führen“, fügt der Fuß- und Sprunggelenk-Spezialist hinzu. Was hilft? Linderung bringen Cool-Packs und entzündungshemmende Gele sowie maßgefertigte orthopädische Einlagen. Bewährt haben sich zudem unter anderem Stoßwellentherapie oder Botox-Injektionen. Operative Eingriffe sind nur in Ausnahmefällen nötig.

Hallux Valgus ist ein typisches Frauenleiden. Grund dafür sind die genetische Veranlagung und ein schwaches weibliches Bindegewebe. Aber auch Deformationen durch hohe Absätze oder zu enge Schuhe können eine Fehlstellung der großen Zehe verursachen. Was hilft? „Hallux valgus ist eine Sammeldiagnose für sehr unterschiedliche Krankheitsprozesse“, betont Dr. Schneider. „Die Therapie muss deshalb den individuellen Beschwerden gerecht werden.“ Im Anfangsstadium helfen oft Fuß- und Zehengymnastik sowie Schaumstoffpolster und Schienen zur Schmerzlinderung. Häufig kommt man um eine Versteifung eines Teils der Fußwurzel nicht herum. Ist die Fehlstellung weit fortgeschritten, bleibt nur die OP.

Falsche Schuhe & schwache Bänder belasten die Füße

Der Knick-Senkfuß tritt meist bei Kindern auf. Im Erwachsenalter sind Frauen von dieser Fußfehlstellung dreimal häufiger betroffen als Männer. Primäre Ursache sind schwache Bänder, insbesondere die vom Unterschenkel bis in den Fuß ziehende Tibialis posterior-Sehne. Diese sind nicht mehr in der Lage, die Ferse aufrecht zu halten. Folglich weicht diese knickartig nach außen. Das Fußlängsgewölbe hingegen ist gesenkt. Was hilft? Schuheinlagen können das Fußlängsgewölbe unterstützen. Förderlich sind zudem physikalische Therapiemaßnahmen wie Ultraschallbehandlung oder Kältetherapie.

Oftmals leiden vor allem Frauen jahrelang unter einem heftigen Stechen und Brennen im Vorfuß, bevor der Facharzt Morton Neurom diagnostiziert. „Grund dafür ist die übermäßige Belastung des Nervus medianus“, erklärt Dr. Schneider. Dieser Nerv verläuft an der Fußsohle entlang zwischen den Mittelfußknochen und verzweigt sich in die Zehen. Was hilft? In erster Linie Schuheinlagen, die das vordere Fußgewölbe wieder aufrichten. Wichtig sind auch möglichst flache Schuhe mit ausreichendem Zehenraum. Ist der Durchmesser des Morton Neuroms zu groß, so geht an einer operativen Lösung kaum ein Weg vorbei.

Der Spreizfuß gehört zu den häufigsten Fuß-Verformungen. Oft sind ungeeignete Schuhe mit hohen Absätzen Schuld an der Absenkung des vorderen Fußgewölbes. Aber auch erblich bedingtes, schwaches Bindegewebe kann das Auseinanderweichen des Vorderfußes verursachen. Frauen „erwischt“ es viermal häufiger als Männer. Charakteristisch für den Spreizfuß sind immer auch Krallenzehen und eine Schiefstellung der Zehen. Was hilft? Ein abgesunkenes Fußgewölbe lässt sich weder durch therapeutische Behandlungen noch durch eine OP dauerhaft wieder aufrichten. Linderung bringen können entzündungshemmende Medikamente, Einlagen, Wechselbäder, Fußgymnastik.

Eigenbluttherapie gegen Spitzfuß

Der Spitzfuß ist eine schmerzhafte Veränderung der Fußstellung. Da die normale Abrollbewegung des Fußes nur eingeschränkt möglich ist, gehen Betroffene häufig auf Zehenspitzen. Spitzfußfehlstellungen können angeboren oder neurologisch bedingt sein. Mögliche Ursache sind aber auch Nervenstörungen sowie unfallbedingte Schädigungen der Sehnenmuskeln oder auch des Gelenkes. Was hilft? „Die Therapie des Spitzfußes richtet sich ganz wesentlich nach der Ursache der Fehlstellung“, erklärt Dr. Schneider. Konservative Therapiemaßnahmen umfassen Dehnungsübungen oder auch eine Eigenbluttherapie. Bei verstärkten Veränderungen im Vorfußbereich oder erheblichen Einschränkungen bleibt oft nur die (minimal-invasive) OP.

Sehr enge oder hohe Schuhe können ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen oder verstärken. Auch ein verstauchtes Sprunggelenk, Krampfadern, Knochenbrüche oder -sporne führen zu Schwellungen und, damit verbunden, zu einer Einengung des durch den Fuß laufenden Schienbeinnerves. Hinter dieser schmerzhaften Nervenveränderung können aber auch entzündliche Erkrankungen wie Arthritis oder Rheuma stecken. Häufig klagen Patienten über ein Kribbeln oder Gefühlsstörungen der Fußsohle. Typisch sind auch nächtliche Schmerzen mit Ausstrahlung in Fuß und Unterschenkel. Was hilft? In erster Linie Injektionen lokaler Betäubungsmittel. Bei schweren Entzündungen und starken Schwellungen des Nervens hat sich auch Kortison bewährt. Hilft keine Therapie gegen die erheblichen Beschwerden, so kann eine OP erforderlich sein.

Quelle: netzathleten.de



from Numerus Clausus Medizin http://ift.tt/2aCH1sm
via Numerus Clausus Medizin

Donnerstag, 4. August 2016

Wenn die Motivation zum aufstehen fehlt

Jeder ist mal müde, schlecht gelaunt und unkonzentriert. Aber wann sprechen Experten von einer Depression? Warum die Krankheit mehr als nur eine Befindlichkeitsstörung ist und welche Ursachen sie haben kann.

Christa Roth-Sackenheim: Die Depression ist eine schwerwiegende und ernstzunehmende Erkrankung, die sich im Gehirn abspielt, aber auch Auswirkungen auf Psyche, Geist, Konzentration und Körper hat. Wenn zum Beispiel zu einer Depression zusätzlich eine körperliche Erkrankung vorliegt – wie Diabetes, Bluthochdruck, Asthma oder eine Krebserkrankung – so ist der Verlauf der körperlichen Erkrankung schlechter.

Warum ist das so?

Das ist einerseits so, weil der Mensch sich depressionsbedingt weniger gut um seine körperliche Erkrankung kümmern kann, andererseits scheint eine unbehandelte Depression an sich auch einen verschlechternden Einfluss auf die körperliche Krankheit zu haben. Forscher vermuten, dass dies mit Immunprozessen im Körper zu tun hat, die wir heute noch nicht bis ins Letzte verstehen.

Können Krankheiten auch der Auslöser sein?

Bestimmte körperliche Erkrankungen, zum Beispiel Schilddrüsen- oder Nebennierenunterfunktion, oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Betablocker oder Antibiotika können der Auslöser für Depressionen sein. Die Gründe für Depressionen sind jedoch meistens sehr komplex – oder gar nicht als einzelner Auslöser auffindbar.

Experten sprechen meistens von den vier Säulen der Depression. Danach sind die bereits genannten Erkrankungen, die Vererbung, die Vernachlässigung im Kindesalter sowie schwerwiegende Erfahrungen im Erwachsenenalter häufige Gründe dafür, dass Menschen chronisch depressiv werden.

Wann werden Betroffene chronisch depressiv?

Es gibt die einmalig auftretenden depressiven Episoden nach einem schweren biografischen Ereignis, die aber durch kompensatorische Faktoren oder auch Selbstheilungskräfte wieder ausklingen. In diesem Fall hat der Betroffene einmal im Leben eine Depression gehabt – aber er ist nicht chronisch depressiv.

Davon unterscheiden wir die sogenannte rezividierende Depression, in der die Betroffenen immer wieder depressive Phasen erleben zwischen denen sie wieder gesund ist. Bei einer chronischen Depression gibt es zwar auch depressive Episoden – dazwischen befindet sich der Erkrankte aber nie im herkömmlichen Gesundheitszustand.

Wie nehmen Depressive ihre Umgebung dann wahr?

Meine Patienten beschreiben es mir oft so: „Ich lebe als müsste ich durch ein zähes Gel hindurchleben. Jede Bewegung und jeder Gedanke ist unglaublich anstrengend und ermüdend. Ich habe keine Kraft morgens aufzustehen, obwohl ich es unbedingt will. Ich denke, ich bin deshalb der schlechteste Mensch auf Erden und habe es nicht verdient, dass irgendjemand mit mir zu tun haben will.“

Wie viele Menschen in Deutschland haben solche Gedanken?

Man geht davon aus, dass in Industrieländern die Lebenszeitprävalenz, also die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, bei etwa 15 Prozent liegt. In Deutschland geht das Robert-Koch-Institut davon aus, dass innerhalb von zwölf Monaten fünf bis sechs Millionen Menschen depressiv erkranken.

Dabei sind die depressiven Episoden nicht mitgezählt, die im Rahmen einer Bipolaren Störung auftreten – also einer Erkrankung, die ein Schwanken zwischen schweren Depressionen und sehr starker krankhafter Hochstimmung mit sich bringt.

Sind das mehr als noch vor einigen Jahren?

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass die Zahl der Depressionen in den vergangenen Jahren nicht zugenommen hat.

Symptome einer Depression

  • Müdigkeit
  • Depressive Stimmung
  • Keinerlei Freude
  • Selbstvertrauen
  • Konzentration

Allerdings können Ärzte die Krankheit immer besser diagnostizieren, sie wird weniger tabuisiert und dementsprechend mehr Menschen machen ein Therapie. Deshalb haben wir oft den subjektiven Eindruck, dass die Zahl der Betroffenen permanent steigt.

Gibt es Berufe, in denen besonders viele Beschäftigte depressiv sind?

Berufstätige, die helfenden Jobs nachgehen, erkranken häufiger als andere Berufsgruppen. Zum Beispiel Gesundheitspfleger, Altenpfleger, Ärzte, Feuerwehrmänner oder auch Polizisten.

Macht Arbeit denn grundsätzlich depressiv?

Nein. Arbeit per se ist ein sinnstiftender Faktor, der Depressionen sogar vorbeugt. Schlechte Arbeitsbedingungen  können allerdings Erschöpfungszustände und depressive Erkrankungen auslösen – aber man kann nicht generell sagen, dass Arbeit depressiv macht.

Können Sie Beispiele für schlechte Arbeitsbedingungen nennen?

Das können sich ständig wiederholende Tätigkeiten sein, schlechte Arbeitszeiten, eine geringe Einbindung in das Team, wenig Perspektive und Identifikationsmöglichkeiten mit dem Arbeitsumfeld, wenig Beteiligung an arbeitsbezogenen Entscheidungen wie das in der Zeitarbeit beispielsweise oft der Fall ist. Andererseits ist Zeitarbeit oft ein Einstieg in eine berufliche Tätigkeit, die später wieder Sinn gibt.

Wozu können Depressionen im schlimmsten Fall führen?

Die Depression ist eine potenziell tödliche Erkrankung. Wir gehen davon aus, dass die zirka 11.000 Suizide pro Jahr in Deutschland zu über 80 Prozent durch Depressionen verursacht werden. Zwischen vier und fünf Prozent aller depressiven Menschen begehen Suizid. Wenn man ausschließlich die schweren Depressionen betrachtet, sind es bis zu 15 Prozent. Männer suizidieren sich doppelt so häufig wie Frauen.

Was hilft gegen Depressionen?

Grundsätzlich sind Depressionen gut behandelbar. Die Behandlung hängt von der Form und der Schwere der Depression ab. Leichte Depressionen kann der Hausarzt zunächst abwartend beobachten. Je schwerer die Depression wird und je häufiger sie auftritt, um so komplexer wird der Behandlungsbedarf. Es stehen gute psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungsmethoden zur Verfügung. Bei mittelschweren und schweren Depressionen kombiniert man das in der Regel. Bei sehr schweren und therapieresistenten Depressionen gibt es auch sogenannte biologische Behandlungsmethoden wie die Neurostimulation.

Ein Beitrag von: wiwo.de



from Numerus Clausus Medizin http://ift.tt/2ak3wmT
via Numerus Clausus Medizin